Die Geschichte der unglaublichen Abenteuer des Kaffees in Deutschland reicht mehr als 450 Jahre zurück. Es waren Händler und Reisende, die im späten 16. Jahrhundert Kaffeebohnen nach Norddeutschland brachten. Es dauerte jedoch noch weitere hundert Jahre, bis die Deutschen begannen, Kaffee zu trinken und die ersten Kaffeehäuser in den Städten entstanden. Hier konnte man nicht nur den Geschmack und das Aroma des ungewöhnlichen „persischen Getränks“, wie der Kaffee manchmal genannt wurde, genießen, sondern auch über verschiedene politische, philosophische und alltägliche Themen diskutieren. Zunächst war der Kaffee eine reine Männerdomäne: Frauen durften ihn nicht trinken. Die Frauen fürchteten sich vor dem „Stillen“, vor Problemen bei der Empfängnis und vor Frühgeburten, die der Kaffee angeblich auslösen sollte. Auf dem Höhepunkt des Kampfes um das Recht, gleichberechtigt mit Männern Kaffee zu trinken, wurden die Landfrauen sogar vom Komponisten Johann Sebastian Bach unterstützt, der seine berühmte Kaffeekantate schrieb.

Doch alle Verbotsversuche blieben erfolglos: Schon bald begannen adelige Frauen, das Recht auf Kaffee von den Männern zurückzufordern, und schlossen sich wie ihre Männer Kaffeegesellschaften an, wo sie nicht nur Kaffee tranken, sondern auch über alles Mögliche tratschten. Seitdem gibt es im Deutschen sogar ein Wort für das müßige, unbeteiligte Geplauder – Kaffeeklatsch.

In diesem Jahr feiert das erste Kaffeehaus Deutschlands in Regensburg sein Jubiläum. Das 1686 eröffnete Kaffeehaus Prinzess serviert seit 335 Jahren aromatischen Kaffee und einheimisches Gebäck. Touristen und Einheimische kommen gleichermaßen auf ihre Kosten! Nur ein Scherz – eine Tasse Kaffee an einem so historischen Ort! Wie auch immer, es gibt mehrere authentische Kaffeehäuser in verschiedenen deutschen Städten, darunter Hamburg, Bremen, Hannover und Leipzig, die um den Titel des ersten Kaffeehauses in Deutschland konkurrieren. Wie dem auch sei, Tatsache ist, dass der Kaffee seit langem ein fester Bestandteil des deutschen Lebens ist und neben dem Bier zum Nationalgetränk geworden ist. Kaum vorstellbar, dass diese beiden Getränke einst erbitterte Konkurrenten waren. Schließlich haben viele Deutsche eine Vorliebe für Kaffee und – oh mein Gott! – ziehen ihn dem Bier vor.

Diese Tatsache war den königlichen Behörden ein großes Anliegen. Friedrich der Große setzte sich besonders für dieses Thema ein. Im September 1777 erließ er das Kaffee-Bier-Manifest, in dem es vor allem hieß: „Es ist widerlich zu hören, dass meine Untertanen immer mehr Kaffee trinken und dass dadurch der Abfluss von Geld außerhalb des Staates zunimmt. Jeder trinkt Kaffee. Wenn möglich, sollte dies gestoppt werden. Mein Volk sollte Bier trinken. Seine Majestät ist mit Bier aufgewachsen, ebenso wie seine Vorfahren und seine Untergebenen (Offiziere). Viele Schlachten wurden von Soldaten begonnen und gewonnen, die mit Bier aufgezogen wurden. Und der König glaubt nicht an einen kaffeetrinkenden Soldaten, der erwartet, alle Mühen des Krieges zu ertragen oder den Feind zu besiegen.

Aber der Kaffee war stärker als Friedrich der Große selbst – innerhalb weniger Jahre hatte der Kaffee trotz königlicher Missbilligung bereits Einzug in die preußische Armee und sogar in das Allerheiligste, die königlichen Gemächer, gehalten. Im Jahr 1781 hatte Friedrich das Monopol auf das Kaffeerösten in den königlichen Küchen, und seine Höflinge, Offiziere und Adligen waren besorgt. Eine Zeit lang ging der Kaffeekonsum stark zurück, da das Getränk sehr teuer wurde und selbst für sehr arme Bürger fast unerschwinglich war. Doch Friedrich der Große kümmerte sich nicht um das Leid der Kaffeetrinker, da es die Staatskasse bereicherte – alles Geld, das für das Rösten von Kaffee ausgegeben wurde, floss direkt an den königlichen Hof. Zuwiderhandlungen wurden mit hohen Geldstrafen und Bußgeldern geahndet, und der König setzte einen so genannten „Kaffeedetektiv“ ein, dessen Spione 24 Stunden am Tag durch die Straßen patrouillierten, um den Geruch von Kaffee aufzuspüren.

Dieser Kampf endete jedoch recht schnell, als der Schwarzmarkt für die Röstung und den Verkauf von Kaffeebohnen im Land aufblühte, so dass der Kaffee seinen Bewunderern zurückgegeben werden musste und zu Beginn des XIX Jahrhunderts wieder erlaubt wurde. Innerhalb weniger Jahre eroberte das Getränk alle Bevölkerungsschichten, auch die Arbeiter, die es gerne in ihre tägliche Ration aufnahmen.

Heute ist Deutschland der drittgrößte Markt für Kaffeekonsum und einer der größten Kaffeeröster der Welt. Tchibo, Melitta, J.J.Darboven, Jacobs, Alois Dallmayr – die Namen dieser deutschen Kaffeemarken sind Liebhabern von Deep L in der ganzen Welt ein Begriff. Übrigens, eine der Gründerinnen des späteren weltberühmten Unternehmens Melitta, Melitta Benz, präsentierte der Welt ihre Erfindung, die da hieß … Kaffeefilter! Frau Benz wollte nicht, dass der letzte Schluck ihres Lieblingsgetränks zu viel Kaffeesatz enthielt. Eines Tages hatte sie das Pech, ein Loch in den Boden der Messingabtropfschale zu machen und ein Löschblatt aus dem Schulheft ihres ältesten Sohnes hineinzulegen. Das war die Geburtsstunde des Kaffeefilters, den Melitta im Juni 1908 patentieren ließ.